Welche Haltung hat Zen gegenüber dem Tod?
Als ich als Greenhorn mit Zen in Berührung kam und meinem Meister das erste Mal begegnete, hatte er auf seinem Altar einen Totenkopf aufgestellt. Ich war reichlich erschüttert, und es war mir völlig unverständlich, was das sollte. Heute weiß ich, dass der Tod zum Zen unbedingt dazugehört. Es geht immer ums Loslassen, zuerst kleine, einfache, äußere Dinge, dann Größeres und auch, und jetzt tut’s schon weh, die eigenen Vorstellungen und Meinungen, die man hat, und letzten Endes müssen wir auch unseren Körper loslassen.
Vergänglichkeit, Leiden, Schmerz, Alter gehören zu einer ernsthaft gelebten Zen-Meditation unbedingt dazu. Der Tod im Zen ist aber nicht das Schreckgespenst, sondern mahnt zu Ernsthaftigkeit und lehrt unbarmherzig, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Er ist auf dem Weg eine Hilfe und Stütze. Für einen spirituell verwirklichten Menschen ist der Tod die Krönung seines Lebens.
Denn erblühen die Wesen prächtig und bunt,
Lao-tse Vers 16
kehren sie wieder heim zum Wurzelgrund.