Ist Zen eine Religion, und muss man Buddhist werden, um Zen zu praktizieren?
Nein! Du kannst Zen praktizieren, ohne eine Konfession zu haben.
Zen ist ursprünglich aus dem indischen Mahayana-Buddhismus in Verschmelzung mit dem chinesischen Daoismus entstanden. Wenn man von Zen-Buddhismus spricht, geht das also schon in Richtung Religion. Wenn man von Zen-Meditation oder nur von Zen spricht, geht es nicht um Religionszugehörigkeit. Dennoch: Zen ist die Grundlage aller Religionen, es geht um etwas allgemein Menschliches, ja vielleicht Übermenschliches, jenseits von Glaubensdogmatik: Liebe zu allen Wesen und Dingen – reine Liebe.
Wenn man das Gott nennen will, ist das in Ordnung. Man kann es auch Tao oder Buddha oder Krishna oder oder oder nennen. Wir im Zen lieben es, darüber zu schweigen und bezeichnen das Absolute als den Einen Geist. Aus der Frage, ob Zen eine Religion ist, könnte man ein super Koan machen:
Versuchen wir’s: „Ist Zen eine Religion?“ „Nein, ganz und gar nicht!“ Und die gleiche Frage vom nächsten Schüler, und der Meister antwortet: „Ja, selbstverständlich, es gibt keine wahrhaftigere Religion als Zen.“ Der dritte Schüler, der bei den beiden Antworten zugegen war, fragt nun etwas verwirrt den Meister: „Bei dem einen habt ihr gesagt, Zen ist eine Religion und bei dem anderen habt ihr es total negiert. Was ist Zen denn nun: Religion oder nicht?“ Und nun könnte die Antwort lauten: „Alles, was ich darüber aussagen könnte, würde das Wesentliche verfehlen …“
Um Zen zu praktizieren, musst du nicht Buddhist werden. Das einzige, was du werden musst ist: leer werden, offen sein oder wie es im Zen heißt: den Anfänger- oder Schülergeist aktivieren.
Stelle alle religiösen und philosophischen Glaubenssätze in Frage! Sie sind nichts weiter als Auslegungen des neurotischen Verstandes. Du brauchst an kein religiöses Dogma zu glauben.
Zen-Meister Zensho W. Kopp